Ist eine Wurmkur bei meiner Katze wirklich sinnvoll?
Hach ja, die Wurmkur. Ein Thema, dass sich hartnäckig wie ein Tumor in den Werbebotschaften verankert hat. Und es scheint so schnell nicht aus den Köpfen vieler Katzenfreunde zu verschwinden. Beziehungsweise ist es schwer, festgefahrene Ansichten aufzureißen, so dass im Idealfall ein neuer Blickwinkel entsteht. Das Thema wäre nämlich kein Thema, wenn die Industrie hierbei nicht ihre Gewinnerzielungsabsichten aufrecht erhalten würde.
Mittlerweile werden wir normalen Bürger ja so nach Strich und Faden für blöd verkauft, dass auch vor Lebewesen wie einer Katze kein Schlussstrich gezogen wird. Ganz im Gegenteil, man lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. Ganz nach dem Motto: Dummheit schützt vor Strafe nicht. Oder für diesen Fall speziell formuliert: „Bist du zu blöd, ziehe ich dir das Geld aus der Tasche.“
Zu der ganzen Thematik gibt es schon seit Jahren immer wieder turbulente Diskussionen in Blogs, Foren und am Katzenstammtisch. Und man kann tatsächlich sagen, dass es insgesamt drei Lager gibt. Während die einen in der Wurmkur eine Notwendigkeit sehen, sehen die anderen das nicht allzu streng und empfinden die Wurmkur als das geringere Übel. Wiederum steht das dritte Lager eher Abseits des ganzen Trubels und analysiert die Thematik aus einem völlig anderen Blickwinkel. Und ich denke, dazu zähle ich mich mittlerweile auch. Deshalb versuche ich das hier mal unter einen Hut zu bekommen, ohne das der Artikel zu lang und trocken wird. Geschrieben wurde über die Wurmkur schließlich schon genug.
Zuerst möchte ich aber noch anmerken, dass ich mit diesem Artikel in keiner Weise jemanden angreifen, geschweige denn verurteilen möchte. Es geht hier ausschließlich um meine Meinung und Sichtweise zu dieser ganzen Sache. Und warum ich das so handhabe, wie ich es aktuell handhabe. Es gibt wie in vielen anderen Bereichen auch unter den Tierärzten eine Menge schwarze Schafe. Ein Tierarzt, der eine Wurmkur empfiehlt, ist deswegen aber nicht gleichzeitig schlecht oder doof. Meistens hat das ganz andere, berechtigte Gründe, warum er speziell jetzt eine Wurmkur empfiehlt. Zum Beispiel wenn das Tier akut gefährdet oder befallen ist. Dann ist sie sehr willkommen und ein hoch auf die Wurmkur. Danke, dass es dich gibt, liebe Wurmkur!
Aber um endlich auf den Punkt zu kommen:
Braucht es wirklich die regelmäßige Wurmkur bei meiner Katze?
Ich habe mir über die letzten Jahre einige Gedanken gemacht, viel beobachtet und viel recherchiert. Auch mit verschiedenen Tierärzten habe ich gesprochen. Und wenn ich alle Meinungen sowie alle Vor- und Nachteile gegenüberstelle, gibt es für mich aktuell nur eine Antwort. Müsste ich eine Empfehlung aussprechen, würde meine Antwort auf die obige Frage folgendermaßen lauten:
In den meisten Fällen ist eine regelmäßige Wurmkur bei der Katze nicht notwendig. Viel wichtiger ist es, das Immunsystem der eigenen Katze zu stärken, zum Beispiel indem nährstoffreiches Futter gegeben wird und auf eine allgemein gute Vitalität geachtet wird. Also, dass wir uns mit unseren Katzen auch wirklich beschäftigen, ihnen viel Raum zum Erkunden, Toben und Klettern bieten (Kletterwände etc.). Denn eine gesunde Darmflora und ein funktionierendes Immunsystem kann so einiges abwehren. Da wir in unserer heutigen Zeit aber oftmals selbst dazu beitragen, dass genau diese Dinge im Körper (u.a. durch schlechte Ernährung, wenig Bewegung) gestört sind, ist es nicht wirklich verwunderlich, dass wir immer mehr die Chemiekeule schwingen. Auch bei unseren Katzen. Womit wir lediglich das Problem kurzeitig beheben, nicht aber die eigentliche Ursache. Statt ständig zum Arzt zu rennen und sich Medikamente gegen Sodbrennen, Kopfschmerzen oder Gelenkschmerzen verschreiben zu lassen, würde ein Lebenswandel ganz oft ganz viel bewirken. Aber wir kennen das alle, wir Menschen sind faul. Und der einfachste Weg, ist der zum Onkel Doktor.
Nun ist es natürlich so, dass wir Menschen an sich schon keinen Hustensaft oder ein Antibiotikum zu uns nehmen, wenn wir gar nicht krank sind. Nichts anderes wäre es aber, der Katze eine Wurmkur zu verabreichen – zumindest wenn sie wirklich keine Würmer hat. Da sie auch zur Vorsorge völlig nutzlos ist und wirklich nur dann wirkt, wenn sie Würmer hat, sehe ich absolut keine Notwendigkeit in der regelmäßigen Anwendung einer Wurmkur. Vor allem nicht bei einer typischen Wohnungskatze, die allerhöchstens den Balkon oder das Fensterbrett kennt und die Wahrscheinlichkeit somit unglaublich gering ist, dass sie sich überhaupt mit einem (Wurm)-Parasiten infiziert.
Trotzdem denke ich, dass es berechtigte Ausnahmen gibt
Weitaus höher ist das Risiko bei Freigänger-Katzen, da diese viel häufiger mit Kot von möglicherweise infizierten Tieren in Kontakt kommen. Und auch das Verputzen einer Maus kann bereits einen Wurmbefall zur Folge haben. Allein aufgrund dieses Risikos lohnt sich zumindest die regelmäßige Kontrolle des Kots der eigenen Katze, allein weil ich mich damit besser fühle, dass es ihr gut geht. Wobei auch hier natürlich ein intaktes Immunsystem und eine gesunde Darmflora schon viel bewirkt. Der Wurmbefall an sich wäre erst einmal kein großes Problem, bei Hunden und Katzen ist das „Horten“ von Parasiten sogar normal, ohne dass sie davon in den meisten Fällen sonderlichen Schaden nehmen. Das eigentliche Problem ist der Kot, den sie abgeben. Denn darin befinden sich die Eier der Würmer. Frisst ein anderer Hunde oder eine andere Katze nun diesen Kot bzw. kommt damit in Kontakt, infiziert sich das Tier mit dem Parasiten. Und so wird das Ganze zum Teufelskreis.
Nicht zuletzt auch bei uns Menschen. Gerade Kinder oder ältere, bereits geschwächte Leute deren Immunsystem nicht mehr voll funktioniert, sind anfällig. Wobei ich es bei Kindern noch etwas anders sehe und eher nach Alter unterscheiden würde. Kinder sollten ohnehin nicht zu sehr beschützt werden, sie sollen ruhig mit diversen Bakterien in Kontakt kommen. Nur so entwickeln sie ein starkes Immunsystem. Ich weiß, das fällt vielen in der heutigen Zeit schwer, aber ich sehe es selbst in meiner täglichen Arbeit als Pädagogin. Die Kinder, die sich in den Schlamm werfen oder den Stall von unseren Tieren ausmisten (in der Kinderhilfe), sind weitaus seltener Krank als diejenigen, die sich davor ekeln. Nun ist es vielen Kindern gar nicht möglich, den Stall regelmäßig auszumisten. Darum geht es auch gar nicht. Ich will damit nur sagen, dass Schmutz bzw. Dreck seine Berechtigung hat, schließlich basiert unsere gesamte Erde darauf. Das Kind also klinisch sauber zu halten, hat keinen Sinn sondern nimmt langfristig eher Schaden. Zum Beispiel entwickeln sich Allergien, um nur ein Buzzword zu nennen.
Ich denke daher, dass zumindest die regelmäßige Kontrolle am sinnvollsten ist – vor allem wenn Kinder im Haus sind, die regelmäßig mit der Freigänger-Katze kuscheln oder gar zusammen im Bett schlafen. Zwar könnte man sich auch dem zweiten Lager anschließen (wie oben beschrieben) und aller drei Monate eine Wurmkur durchführen, allein um sicherzugehen, dass die Katze spätestens nach drei Monaten wurmfrei ist. Aber ich persönlich möchte meine Katzen nicht diesen immensen Stress aussetzen. Die Nebenwirkungen haben sehr oft Erbrechen, Unwohlsein und Durchfall zur Folge. Die Katze weiß oft gar nicht, was los ist. Die Darmflora wird zudem viel zu oft völlig grundlos (weil wurmfrei) gestört und sie braucht nach der Kur einige Zeit, bis sie sich völlig erholt hat. Für mich ist es schon ein wenig albern, wenn ich daran denke, dass eine Wurmkur einem Organismus verabreicht wird, um in diesem Organismus einen Organismus zu töten. Dass dieser Prozess am übergeordneten Organismus nicht spurlos vorbei geht, kann sich jeder denken.
Am Ende ist es eine Frage des Gefühls
Ich will hier absolut keinem die Liebe zu seinem (adoptierten) Tier absprechen. Jeder, der Tiere pflegt und ein Zuhause gibt, verdient Anerkennung. Ich will deshalb auch keine allgemeine Empfehlung aussprechen, weil es schlichtweg eine Frage des Gefühls ist. Jeder hat ein individuelles Sicherheitsgefühl und dieses überträgt er auch auf das Tier bzw. die Katze. Mir ist es nur wichtig, dass jeder versteht, dass die Notwendigkeit einer Wurmkur quasi nicht besteht und in erster Linie am Organismus (Katze) gearbeitet werden sollte, bevor das Problem nur kurzfristig aus der Welt geschafft wird, statt langfristig zu denken. 😉 Eine Wurmkur schadet in den meisten Fällen der Katze mehr, als das sie nützt.
Das Beste ist daher, dass du einfach mal ein Gespräch mit deinem Tierarzt suchst und ihn gezielt ausfragst. Solltest du an einen wirklich schlechten Tierarzt gelangt sein, wird er dir nur Angst auslösende Antworten geben und dann die Hand aufhalten. In solch einem Fall wäre es wohl sowieso besser, den Arzt zu wechseln. So einem bin ich auch schon begegnet. Glaube mir, du wirst es merken, wenn du so einem gegenüber stehst. Ein guter Tierarzt dagegen hat selbst eine kritische Sichtweise zu vielen Themen und gibt dir allerhöchstens Empfehlungen und erklärt dir alle Möglichkeiten oder Alternativen, die du in speziellen Situationen hast. Er wird dir aber in jedem Fall die Angst nehmen, statt sie zu fördern.
Fragen? Meinung? Lust zu kommentieren?
Ich hoffe Du hast Lust und etwas Zeit, um selbst ein bisschen von Deinem Alltag als Katzenmama zu erzählen. Egal was es ist, ich freue mich über jeden Kommentar. Auf meine Antwort brauchst Du jedenfalls nicht lange warten, versprochen. Nur bitte seid alle lieb zueinander. ;)